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Berufschancen für promovierte Geisteswissenschaftler/-innen

docphil im Gespräch

In unserer Rubrik "docphil im Gespräch" stehen ExpertInnen Rede und Antwort zu verschiedensten Themen rund um die Promotion. Hier zum Thema

Promotion und Arbeitsmarkt

Unsere Gesprächspartnerin Claudia Fuchs ist seit vielen Jahren im Hochschulteam der Arbeitsagentur München als akademische Beraterin tätig.

docphil: Verbessert eine Promotion meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Fuchs: Generell bedeutet eine Promotion nicht automatisch, bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben!

Für eine berufliche Zukunft im Bereich Wissenschaft an einer Hochschule ist eine Promotion sogar notwendige Voraussetzung – bis hin zur Habilitation. Für eine berufliche Zukunft im Bereich Wissenschaft außerhalb des Hochschulwesens, also beispielsweise in Forschungsinstituten, ist eine Promotion in den meisten Fällen ebenfalls notwendig. Für manche bestimmten Positionen kann eine Promotion ebenfalls erforderlich sein, beispielsweise für eine Kuratorenstelle.
Für wieder andere Positionen kann eine Promotion nützlich, gern gesehen, oder aber auch hinderlich sein. Letzteres v. a. dann, wenn jemand beispielsweise ein geisteswissenschaftliches Studium mit einer Promotion abgeschlossen hat, ohne während der Studienzeit praktische Erfahrungen gesammelt zu haben und dann möglicherweise auch noch ein sehr theoretisches Dissertationsthema gewählt hatte; weiter erschwerend wäre ferner eine Dissertation ohne praktische Anwendbarkeit. In so einem Fall könnte die Einmündung auf eine Arbeitsstelle fern des Wissenschaftsbetriebs schwierig werden.

docphil: Ist eine Promotion überflüssig, wenn man keine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen will?

Fuchs: Auch hier gilt: Es kommt darauf an. Es gibt viele Arbeitsmöglichkeiten, für die eine Promotion nicht erforderlich ist. Außerhalb des Wissenschaftsbetriebs ist eine Promotion nicht in allen Fällen zwingende Voraussetzung, sondern kann ggfs. sogar hinderlich sein.

Das Wissen, das man durch eine Promotion sammelt, ist sicherlich abhängig vom Studienfach und v. a. vom Thema der Dissertation. Die Erfahrungen, die man durch eine Promotion sammelt, können für Arbeitsfelder außerhalb des Wissenschaftsbetriebs interessant sein. Dazu gehören z.B. Durchhaltevermögen, Belastbarkeit, strukturierte Vorgehensweise, die Fähigkeit, sich über längere Zeit sehr vertieft in eine spezielle Thematik einzuarbeiten und sich mit dieser auseinanderzusetzen.

docphil: Ist eine geisteswissenschaftliche Promotion für den Einstieg in die Wirtschaft hinderlich oder gar schädlich?

Fuchs: Entscheidend ist das Verhältnis von Promotion und berufspraktischer Erfahrung.  Wenn eine Person keinerlei praktische Erfahrungen vorzuweisen hat, wenn das Dissertationsthema ohne praktischen Bezug ist und für eine Arbeitsstelle fern des Wissenschaftsbetriebs nicht konkret qualifiziert, kann eine geisteswissenschaftliche Promotion für den Einstieg in den freien Arbeitsmarkt hinderlich sein, da dies als ´lebensferne Überqualifikation´ verstanden werden könnte.

docphil: Wie kann ich möglichen Arbeitgebern meine Qualifikation, die ich mit der Promotion über das Fachliche hinaus erworben habe, vermitteln? Welche dieser Kompetenzen sind für den Arbeitsmarkt besonders interessant?

Fuchs: Ganz entscheidend sind praktische Erfahrungen, unabhängig davon, um welche Art es sich handelt: beispielsweise Praktika, Werkstudentenjobs, ehrenamtliches Engagement und/oder Aushilfsangestelltenjobs. Und diese praktischen Erfahrungen sollten dokumentiert sein und dem möglichen Arbeitgeber in Form von Zeugnissen, Arbeitsbestätigungen o. ä. nachgewiesen werden.

Wenn jemand nur im Wissenschaftsbetrieb, also beispielsweise als Hilfskraft gearbeitet hat und sich zum Ende der Promotion nicht (mehr) sicher ist, ob eine reine Wissenschaftslaufbahn an einer Hochschule oder im außerhochschulischen Wissenschaftsbetrieb das Richtige ist, sind praktische Erfahrungen außerhalb dieses Bereichs unbedingt anzuraten. Auf diese Weise erschließt man sich selbst berufliche Möglichkeiten und kann bei Bewerbungen „außerhalb“ mit ersten praktischen Erfahrungen in diesem oder jenen Bereich punkten.

Bewirbt man sich auf eine Arbeitsstelle ohne irgendwelche verwertbaren praktischen Erfahrungen, weiß man ja nicht aus Erfahrung, auf was man sich einläßt und ob die Arbeitsstellen, auf die man sich bewirbt, zu einem passen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich bei Arbeitgebern die verschiedensten Personen bewerben - also auch Personen, die bereits praktische Erfahrungen vorzuweisen haben. Und diese sind natürlich für Arbeitgeber interessanter.nach oben

Service und Beratung

Folgende Beratungseinrichtungen unterstützen Sie beim Übergang in die Berufstätigkeit:

Hochschulteam der Arbeitsagentur

Die Agentur für Arbeit München verfügt über ein Hochschulteam, dessen Angebote sich an alle Studierenden und HochschulabsolventInnen aller Münchner Hochschulen bis maximal ein Jahr nach Studienabschluss richtet:

  •  v. a. das individuelle Beratungsgespräch, weil jede Person einzigartig ist
  • darüber hinaus werden in jedem Semester Informationsveranstaltungen, Workshops, Seminare, Vorträge u. ä. angeboten, welche sich an Studierende wie auch HochschulabsolventInnen, also auch Promovierende, richten. Das jeweils aktuelle Semesterprogramm ist auf www.arbeitsagentur.de/muenchen → Bürgerinnen & Bürger → Akademiker → Angebote für Studierende und Hochschulabsolventen eingestellt.
  • bei Interesse am einen oder anderen Angebot schreibt man einfach eine E-Mail mit dem persönlichen Anliegen an muenchen.hochschulteam@arbeitsagentur.de mit Angabe des Studienfaches, der Art (also beispielsweise Promotion) und Monat/Jahr des Hochschulabschlusses.

Student und Arbeitsmarkt / Career Service der LMU

Zur Vorbereitung auf den Berufseinstieg bietet der Career Service der LMU z.B. Bewerbungstrainings, Praktikumsberatung, Mentoring (Absolventen der LMU beraten Studierende) und ein vielfältiges Kursprogramm an. Da der flexibilisierte Arbeitsmarkt von heute immer intensiver nach Kern- oder Schlüsselkompetenzen verlangt, die über das rein fachwissenschaftliche Studium hinausgehen, ist das Angebot äußerst empfehlenswert und sinnvoll. Weitere Infos unter www.s-a.lmu.de

Graduate Center

Das GraduateCenterLMU versteht sich als zentrale Koordinations- und Serviceeinrichtung für strukturierte Promotionsstudiengänge und -programme an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hier erhalten Studierende und Graduierte Informationen rund um das Thema Promotion. Nähere Informationen finden Sie unter www.graduatecenter.lmu.de

Zentrale Studienberatung

In der Zentralen Studienberatung sind Sie mit Ihrem Anliegen gut aufgehoben. Das Angebot umfasst Beratung und Information zu allen Themen rund um das Studium. Bei Beratungsbedarf können Sie individuelle Beratungstermine mit akademischen Beraterinnen und Beratern entweder persönlich an der Infothek oder telefonisch über den Studien-Informations-Service vereinbaren. Alle Informationen dazu unter www.lmu.de/zsb.